Montag, Dezember 29, 2014

1200 Kilometer

Wenn man sich hier in Kreßberg ins Auto setzt und einfach mal 11 Stunden lang ziemlich genau gen Westen fährt, dann gibt es so eine gewisse Chance, dass man dann im Finstère landet. “Finistère” scheint mir aus dem Römisch-Lateinischen zu kommen, von wegen “Finis Terrae” oder so ähnlich. Zu Deutsch wäre das das “Ende der Welt”. Auf der Weltkarte sieht das auch tatsächlich so ähnlich aus, weil noch weiter westlich bis Amerika erstmal nur Atlantik kommt und sonst nichts. Wahrscheinlich stammt unser “finster” beziehungsweise unsere “Finsternis” auch aus diesem Wortkonstrukt ab. Die im Finistère lebenden Bretonen sind mit dieser Interpretation übrigens überhaupt nicht einverstanden; ganz im Gegenteil sind sie der Meinung, die Region sei der Anfang der Welt.

Aber ich schweife ab. Zurück zum Thema, nämlich zu der oben schon angefangenen, nahezu endlosen Autofahrt.

Wenn man also besagte 11 Stunden lang fahren würde, würde man - hauptsächlich wegen der Geschwindigkeitsbeschränkungen in Frankreich - etwa 1200 Kilometer zurück legen. Und ziemlich genau 1200 Kilometer westlich von Kreßberg befindet sich eine Kleinstadt mit dem Namen Bannalec.

Über die Kleinstadt Bannalec weiß ich so gut wie nichts. Aber ich weiß, dass sich ein Deutscher Autor den Namen der Ortschaft als Pseudonym ausgeliehen und inzwischen schon drei Krimis als “Jean-Luc Bannalec” herausgegeben hat.

Alle drei Bücher spielen in der Bretagne. Protagonist ist der rührig-menschliche Koffein-Suchti Kommissar Gerorges Dupin, welcher ohne seine umtriebige Assistentin Nolwenn und seine Inspektoren Riwal und Kadeg vermutlich keine Chance hätte, irgendetwas aufzuklären. Dabei scheint die Verbindung durchaus symbiotisch zu sein, denn der aus Paris zwangsversetzte Dupin denkt eben doch in ungewohnten Bahnen.
Der Autor weckt im Leser mit wunderbar detaillierten Ortsbeschreibungen große Lust auf eine Frankreichreise. Auch die Spannung kommt dabei keinesfalls zu kurz.

Wenn ihr also gerne Krimis lest, im Buchladen euch noch unbekannte Bücher von einem “Bannalec” liegen seht und deren Titel mit “Bretonisch” anfangen: die könnt ihr bedenkenlos mitnehmen und lesen. Die chronologisch korrekte Reihenfolge wäre “Bretonische Verhältnisse”, “Bretonische Brandung” und “Bretonisches Gold”.