Sonntag, September 20, 2015

Energiesparmärchen

Vor langer langer Zeit, als “Bio” noch ein Schulfach war, das Erdöl billig und das Volk sich unter einem “Blauen Engel” im besten Falle eine angesäuselte Dame vorstellte, da saß in einer Kammer ein Männchen. Es war außerdem zu der Zeit, als die wenigsten Menschen das Wort “diffusionsoffen” kannten, geschweige denn buchstabieren konnten.
Das Männchen saß also da und lächelte in sich hinein. Und meinte es wahrscheinlich gut, als es unglaublich viel Styroporkleber verwendete und mit 2 Millimeter dünnen Styroporplatten die Wand beklebte. Diese Wärmedämmung sollte dann die Heizkosten in ungeahnte Tiefen sinken lassen. Dabei dachte sich das Männlein vielleicht auch noch: “wenn das mal jemand weg machen will, der muss schon die Wand einreißen”.
Bild existiert nicht: images/styroporwand.jpg
Das Männchen hatte aber nicht mit Winkelschleifern, Schleifscheiben der Körnung 24 und einem (in seiner eigenen Vorstellung) jung gebliebenen Recken mit eisernem Durchhaltevermögen gerechnet.

Und so kommt es, dass ich heute, ungefähr 25 Jahre später, dem Männchen die GEZ und das Finanzamt an den Hals wünsche.


Styroporkleber härtet übrigens fast wie Fliesenkleber aus. Wo aber Fliesenkleber sich wunderschön abklopfen lässt, bleibt Styroporkleber noch ein wenig Honigartig. Was dazu führt, dass beim Abkratzen von Styroporkleber jegliches Schleifmittel innerhalb kürzester Zeit nicht mehr so viel schleift beziehungsweise eher noch der Untergrund, auf den der Styroporkleber aufgebracht wurde, nachgibt.
Auch das Zeugs, welches ich hier noch als Fliesenkleber beschimpft habe, dürfte Styroporkleber gewesen sein.
Merke: nur wer selbst baut, kann auch seine Bausünden selbst machen. Alle anderen, insbesondere Renovierer, müssen die Bausünden anderer ausbaden.