Samstag, Juli 4, 2015

Montgolfier!

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Ich durfte gestern Abend eine Ballonfahrt machen!

Es heißt übrigens deshalb “Fahrt” und nicht “Flug”, weil zu der Zeit der Erfindung der Ballonfahrt durch die Gebrüder Montgolfier nur die Vögel geflogen sind. Alles andere ist gefahren, zum Beispiel Kutschen oder Schiffe, oder eben gelaufen. Die ersten Heißluftballonfahrer haben schlicht den Jargon der Seefahrer übernommen.
Einer anderen Erklärung nach unterscheidet der Ballonfahrer zwischen aktivem und passivem Luftraumaufenthalt.
Dinge, die schwerer sind als Luft (zum Beispiel Flugzeuge und Vögel), welche also aktiv etwas für den Flug tun müssen, werden als “fliegend” bezeichnet. Dinge die hingegen leichter als Luft sind (zum Beispiel Heißluftballone), werden als “fahrend” bezeichnet.

Heißluftballons starten Thermikhalber vorzugsweise zum Sonnenauf- und Untergang. Wir sind gestern Abend im Taubertal unterhalb von Rothenburg ob der Tauber gestartet. Das nebenstehende Foto zeigt denn auch die Altstadt von Rothenburg aus nördlicher Richtung. Dem Wetter nach hätte ich eigentlich damit gerechnet, dass es senkrecht nach oben geht und dann wieder runter, aber ein paar Meter über dem Boden ging dann doch einiges an Wind. Wir sind während der Ballonfahrt fast 20 Kilometer nach Norden gefahren.

Da der Ballon mit dem Wind unterwegs ist, gibt es auch keinen Fahrtwind. Es rauscht nichts um die Ohren (wenn nicht der Pilot grad “Gas gibt”). Man ist vollkommen lautlos unterwegs. Menschen und Tiere, die den Ballon nicht am Himmel entdecken, ahnen nicht, dass sie von oben beobachtet werden. Wir haben so einige Rehe und Hasen in den Feldern gesehen. Und Unterschiede im Bewuchs der Felder, wo früher mal Wege waren. Und wo Drainagen verlegt wurden. Landwirt Christian, der mitgefahren ist, konnte uns sehr viel erklären. Von der Fruchtart, über frühere und spätere Aussaatzeitpunkte, über gute und schlechte Äcker. Pilot Gerhard hat derweil probiert, uns geographisch zu bilden und uns die Namen jeder noch so kleinen Häuseransammlung genannt. Detwang, Steinbach, Bettwar, Tauberscheckenbach, Neustett, Gickelhausen, Equarhofen, um nur einige zu nennen. Selbstverständlich hatte ich die wenigsten auch nur schonmal gehört …
Interessant war auch zu sehen, wie beinahe schon inflationär Windenergieanlagen aufgestellt werden.

Traditionell müssen Erst-Ballonfahrer nach ihrer Fahrt eine Ballonfahrertaufe (vulgo Ernennung in den Ballonfahreradelsstand) über sich ergehen lassen, denn König Ludwig der Sechzehnte verfügte, dass nur Adlige Ballons fahren dürften. Der verliehene Titel ist typischerweise länglich und etwas sperrig und mit ein paar Schweinereien verbunden. Denn einmal getauft muss man gegenüber anderen getauften Ballonfahrern jederzeit den verliehenen Titel wiedergeben können. Garstige Ballonpiloten machen auch Testanrufe bei ihren Kunden. Schafft man das nicht, muss an die anwesenden Ballonfahrer eine Runde ausgegeben werden. Selbiges gilt übrigens auch, wenn der getaufte Ballonfahrer von “fliegen” statt “fahren” spricht.
Während der Taufe werden am Kopfe der Täuflinge ein paar Haare angebrannt und mit Sekt ausgelöscht. Der restliche Sekt wird dann gemeinsam konsumiert.

Super schön war’s!